Wenn Richter*innen oder Lehrer*innen oder
Eltern in einem Konflikt ein Urteil fällen, dann gibt es in
der Regel immer mindestens eine Person, die verliert. Nicht in der
Mediation.
Natürlich
sind Konfliktösungen normalerweise nicht so einfach
wie im folgenden Beispiel. Aber egal, wie
schwierig es scheint, unser Ziel ist immer, dass am Ende alle Beteiligten das Gefühl haben,
zu gewinnen (englisch: "to win"). Das
heißt: alle müssen sich mit der gefundenen
Lösung wohl fühlen.
Konfliktfall Orange
Klassenfahrt. Wildes Geschrei
aus der Küche. Rouna und Roberto
streiten um die letzte Orange.
... die
Loose-Loose-Variante
Die Lehrerin
verliert schnell die Geduld. Nimmt ein Messer,
teilt die Orange, gibt beiden je eine Hälfte. Wundert sich, dass
damit der Konflikt nicht gelöst ist. Beide sind
unzufrieden und wütend.
Jeder will die GANZE Orange. Beide schreien
weiter. Alle sind
Verlierer.
... die
Win-Win-Variante
Die Lehrerin nimmt
sich Zeit. Sie stellt Fragen. Nicht die "Wer ist
schuld?"-Fragen. Sie versucht, den
Zorn der beiden zu verstehen. Schnell
erfährt sie etwas, was Rouna und Roberto selber noch
nicht wussten. Sie wollen die
Orange aus ganz unterschiedlichen Gründen. Roberto braucht die
Orangeschale zum Kuchenbacken. Rouna will das
leckere Fruchtfleisch essen. Plötzlich
ist die Einigung so leicht. Alle sind Gewinner.